„Mit Russland hab‘ ich nix am Hut“ – Selbstverortung bei Kindern und Enkeln von Eingewanderten aus dem Kaukasus

(Pressetext)

Freitag, 23. April 2021 zwischen 13:00-16:15 Uhr

Vortrag von Bianca Hepp, M.A. (Tübingen) im Rahmen der Konferenz "Junge Slawistik im Dialog", online, organisiert vom Institut für Slavistik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

[Vortragssprache: Deutsch]

In der ethnografischen Studie liegt der Fokus auf Kindern und Enkeln von Menschen, die in den 1970er und 1980er Jahren aus dem Kaukasus nach Deutschland eingewandert sind. Die interviewten Personen sind in Deutschland geboren und zwischen 20 und 35 Jahren alt, ihre Eltern kamen im Alter von etwa 10-20 Jahren nach Deutschland. Obwohl sie keine direkte Migrationserfahrung gemacht haben, beeinflusst die Erfahrung ihrer Eltern und Großeltern auch ihr Alltagsleben, wie es sich etwa in der Herstellung von Zugehörigkeiten sowie der Annahme oder Ablehnung von Eigen- und Fremdzuschreibungen äußert. Inner- und außerfamiliär sind für diese Erfahrungen Erinnerungspraktiken entstanden, an denen die Interviewpartner*innen teilweise partizipieren. Zum Teil wird die Partizipation an den Erinnerungspraktiken aber auch verweigert und mit der differenten Selbstverortung begründet.
Diese Selbstverortungen – die nicht immer nach ethnisch-nationalen Kriterien erfolgen, sondern beispielsweise auch berufliche Interessen ausdrücken können, werden in der Studie untersucht. Daher drehen sich die Interviews oft auch um das Nichtbeschäftigen mit und Nichtwissen über Gruppenbezeichnungen und dem Ausreiseland ihrer Eltern und Großeltern, was der gewählte Titel verdeutlichen soll. Viele der Interviewpartner*innen verwenden beispielsweise im alltäglichen Diskurs die Bezeichnungen „Russland“ und „Kasachstan“ synonym. „Russland“ formiert sich dabei als ein „osteuropäischer“, unbekannter, diffuser Komplex, der (trotzdem? oder gerade deshalb?) stark mit Bedeutung aufgeladen ist.

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